Weihnachten steht vor der Tür. Und jedes Jahr aufs Neue bedeutet das für viele Eltern in erster Linie eins, nämlich STRESS. Ein Termin jagt den nächsten. Nicht nur berufliche Projekte müssen unbedingt vor Jahresende noch abgeschlossen werden, auch privat gibt es zahlreiche Verpflichtungen. So müssen Wichtelgeschenke für den Kindergarten oder die Grundschule besorgt, Plätzchen gebacken, Geschenke für die Großeltern gebastelt, Nikolausstiefel befüllt und ein Beitrag zum Adventsfrühstück in der Kita geleistet werden. Außerdem stehen Weihnachtsfeierlichkeiten im Sportverein, in der Musikschule oder wo auch immer im Kalender. Von Besinnlichkeit ist bei den meisten weit und breit keine Spur.
Dennoch halte ich es für überaus lohnenswert, in der vorweihnachtlichen Hektik innezuhalten und sich mit folgenden Fragen zu beschäftigen:
Was ist für mich persönlich wirklich wichtig in der Weihnachtszeit?
Ist es Qualitätszeit für mich und mit meiner Familie? Welche Möglichkeiten gibt es, freie Zeitfenster zu schaffen? Vielleicht sollte ich meine eigenen Ansprüche kritisch hinterfragen und herunterschrauben. Muss ich wirklich an allen Weihnachtstagen in der Küche stehen und ein Festmahl für die gesamte Familie zaubern? Wer könnte mir ggf. helfen? Worauf könnten wir als Familie verzichten, wenn wir dafür alle gemeinsam eine entspannte Zeit haben? Müssen es zehn verschiedene Sorten selbstgebackene Plätzchen sein, wenn meine Kinder ohnehin nach der zweiten Sorte das Interesse verlieren und ich den Rest inkl. Aufräumen alleine machen muss? In welche Vorbereitungen können wir als Eltern unsere Kinder mit einbeziehen? Wie wäre es beispielsweise mit einem gemeinsamen Christbaum-Aussuchen und anschließendem Kinderpunschtrinken? Welche Aufgaben kann ich delegieren, welche Termine absagen oder verschieben? Ist im beruflichen Kontext ein Jahresauftaktevent eine mögliche Alternative zur traditionellen Weihnachtsfeier?
Was wünschen sich unsere Kinder WIRKLICH?
Klar, Kinder lieben Lego, Playmobil,Barbies, Carrera-Bahnen und Handys unter dem Christbaum. Wenn man Kinder jedoch fragt, was ihnen außer materiellen Geschenken an Weihnachten am allerwichtigsten ist, kommen am häufigsten zwei Antworten: ein gemeinsames Fest mit beiden Elternteilen ohne Streit und Eltern, die nicht gestresst oder genervt sind, selbst wenn einmal etwas nicht ganz nach Plan läuft. Erinnern Sie sich noch an Weihnachtsfeste in Ihrer Kindheit? Was waren für Sie die schönsten Momente? Vielleicht war es das gemeinsame Spielen mit den Geschwistern, bevor man als Kind an Heiligabend ins Wohnzimmer durfte und zum ersten Mal den leuchtenden Christbaum sah oder das Auspacken des so sehnlich gewünschten Spielzeuges. Damit Weihnachten nicht zu einer reinen „Geschenkeschlacht“ verkommt, haben wir vor einigen Jahren einen neuen Ablauf eingeführt: Statt dass jeder zeitgleich seine Geschenke unter dem Baum sucht und dann auspackt, gibt es einen großen Jutesack mit allen Geschenken. Jeder darf reihum ziehen und das Geschenk an den Beschenkten überreichen. So nimmt jeder Anteil daran, was die anderen Familienmitglieder geschenkt bekommen. Die Bescherung dauert dadurch um einiges länger, ist aber für uns alle viel schöner.
Wer stellt Erwartungen an mich, die mich zusätzlich belasten?
Zu unseren eigenen Ansprüchen an ein möglichst perfektes Weihnachtsfest kommen oft auch Ansprüche von anderen Personen aus unserem Umfeld. So müssen Besuche bei Eltern und Schwiegereltern, Geschwistern, Onkeln und Tanten etc. absolviert werden. Wenn wir ganz ehrlich in uns hineinhorchen – welche dieser Besuche liegen uns wirklich am Herzen und bereichern uns? Wie kann es uns gelingen, Einladungen, die nicht zu unserem Wohlbefinden beitragen, abzusagen oder zumindest auf ein Minimum an Zeit zu reduzieren, auch wenn wir hierfür unter Umständen ein enttäuschtes Gegenüber aushalten müssen?
Erfahrungsgemäß kommt es im (Weihnachts-)Urlaub häufiger zu Konflikten als sonst. Wenn der Ballast der (beruflichen) Anspannung der letzten Wochen von uns abfällt und sich unsere oftmals sehr hohen Erwartungen an eine entspannte Zeit nicht erfüllen, baut sich schnell Frust auf. Es kann hilfreich sein, sich vorher als Familie über die bevorstehenden freien Tage auszutauschen, um die Bedürfnisse eines jeden Familienmitglieds zu kennen. Auch unsere Kinder freuen sich auf eine Auszeit von Kindergarten oder Schule. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen und Ideen, wie sie diese Zeit verbringen möchten. Nehmen wir uns doch die Zeit und hören ihnen zu.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen von Herzen entspannte und besinnliche Weihnachten mit leuchtenden Kinderaugen und ein gesundes und rundum erfülltes neues Jahr 2019.