Kennen Sie das auch? Ihr Alltag mit all seinen beruflichen und privaten Verpflichtungen ist so durchgetaktet, dass Sie gefühlt kaum zum Luftholen kommen. Egal, was Sie tun, Sie beschleicht immer wieder das Gefühl, irgendjemandem nicht gerecht zu werden. Entweder bleiben beruflich Dinge unerledigt liegen, die Sie eigentlich noch hätten abarbeiten wollen oder Ihr Kind kommt Ihrer Meinung nach zu kurz. Von Ihnen selbst ganz zu schweigen. An den letzten wirklich freien Tag können Sie sich kaum mehr erinnern. Auch Ihre Freundinnen beschweren sich schon, dass Sie zu wenig Zeit für sie haben. Ständig klopft das schlechte Gewissen bei Ihnen an.
Also entscheiden Sie sich spontan, heute früher Feierabend zu machen, um mit Ihrem Kind noch einen schönen Nachmittag zu verbringen. Sie hetzen zum Kindergarten und holen es eine Stunde früher als sonst üblich ab. Ihr Kind schaut Sie erstaunt an und statt einer freudestrahlenden Begrüßung sagt es „Ich will aber noch weiter spielen – darf ich noch hier bleiben? Bitte, bitte, bitte!“. Egal, wie diese Situation ausgeht, Enttäuschung und Frust sind vorprogrammiert.
Mögliche Auslöser für schlechtes Gewissen
Wenn wir uns diese Situation ohne Emotionen anschauen, erkennen wir zwei unterschiedliche Bedürfnisse. Die Mutter wollte ihrem Kind einen Gefallen tun und Zeit mit ihm verbringen. Das Kind wiederum wollte in seinem Spiel nicht unterbrochen werden. Vielleicht hatte die Mutter tatsächlich ein schlechtes Gewissen, weil sie in letzter Zeit zu wenig Zeit für ihr Kind hatte. Aber wer bemisst denn „zu wenig“?
Es gibt leider eine Unmenge an Leuten, die mehr oder weniger subtil und meistens ungefragt, ihre Meinung zu diesem Thema äußern. Oder dieser abfällige Blick der nicht berufstätigen Nachbarsmutter, als wir letztens völlig abgehetzt mit unseren zwei Kindern erst kurz nach 17 Uhr nachhause kamen. Auch die Medien leisten einen Anteil am schlechten Gewissen, beispielsweise mit Diskussionen zum Thema, ob eine Fremdbetreuung in den ersten Lebensjahren durch Tagesmütter oder in Kinderkrippen Kindern schadet oder nützt. Vielleicht hat die Mutter auch negative Erinnerungen an ihre eigene Kindergartenzeit und wollte es besser machen, als ihre Eltern.
Insbesondere Frauen sind anfällig für schlechtes Gewissen. Sie wollen es allen recht machen und natürlich eine gute Mutter sein. Oft fällt es ihnen schwer, um Unterstützung zu bitten.
Wege aus der „Gewissensfalle“
Was kann helfen, um aus der Gewissensfalle herauszufinden?
- Ursachen hinterfragen – warum genau habe ich wem gegenüber ein schlechtes Gewissen? Welche Erwartungen stecken dahinter und woher kommen diese?
- Perspektivwechsel – ich schiebe mein Kind nicht zur Oma oder Babysitterin ab, sondern es kann dort eine gute Zeit verleben, während ich selbst meine Akkus wieder aufladen und mich zum Beispiel mit einer Freundin treffen kann.
- Individualität – jedes Kind und jede Familie ist einzigartig und muss für sich eine stimmige Balance finden, eine Bewertung von außen ist schlicht irrelevant und kann gelassen überhört werden.
- Kommunikation – je älter die Kinder werden, desto mehr können sie uns sagen, was sie sich wünschen. Damit werden Situationen vermieden, dass wir zum Kindergarten hetzen und unser Kind gar nicht früher abgeholt werden möchte.
In diesem Sinne: Die Gründe für ein schlechtes Gewissen sind oft „hausgemacht“ – legen wir sie ab!
Wenn Sie es wünschen, unterstütze ich Sie gern dabei. Kontaktieren Sie mich einfach telefonisch oder per Email für eine Terminvereinbarung.