„Wie geht’s dir?“ – „Ach, geht so, bisschen depri, aber ist ja auch kein Wunder bei dem grauen Wetter.“ In der Tat sinkt bei vielen Menschen mit abnehmendem Tageslicht auch die Stimmung. Wir fühlen uns müde und erschöpft, antriebsarm, sind niedergeschlagen und reagieren schnell gereizt. Aber was unterscheidet eigentlich ein vorübergehendes Stimmungstief von einer behandlungsbedürftigen Depression?
Symptome einer Depression
Gemäß der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10 Kapitel V (F)) gibt es klar definierte Diagnosekriterien, anhand derer es möglich ist, beides voneinander zu unterscheiden. Im Gegensatz zum vorübergehenden Stimmungstief müssen für eine behandlungsbedürftige depressive Episode mehrere der folgenden Symptome für eine Zeitdauer von mindestens zwei Wochen dauerhaft, das heißt anhaltend und ohne große Veränderungen, bestehen:
– gedrückte Stimmung
– Interessenverlust, Freudlosigkeit
– Verminderung des Antriebs, erhöhte Ermüdbarkeit
– verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
– vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
– Schuldgefühle und Gefühle von Wertlosigkeit
– Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
– Suizidgedanken
– Schlafstörungen
– verminderter Appetit.
Ursachen einer Depression
Die Ursachen einer Depression können vielfältig sein. Zum einen kann ein Mangel an bestimmten Hormonen/Neurotransmittern im Gehirn (insbesondere Serotonin, Noradrenalin) Depressionen auslösen. Auch manche Medikamente können als Nebenwirkung depressive Symptome hervorrufen. Es kann also ratsam sein, die Packungsbeilage auf entsprechende Hinweise zu prüfen bzw. Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten. Außerdem können die genetische Veranlagung oder körperliche Erkrankungen eine Rolle spielen. Auch belastende Lebensereignisse, beispielsweise Trennung/Scheidung, Arbeitsplatzverlust, Tod von nahen Angehörigen etc. können zu depressiven Symptomen führen. Als weitere Ursache ist ein zu geringer Vitamin-D- Wert in Betracht zu ziehen. Dieser entsteht meist durch zu wenig Sonne auf der Haut, da der Körper UV-Licht zur körpereigenen Produktion von Vitamin D3 benötigt.
Wenn Sie sich in den oben beschriebenen Symptomen wiederfinden und die Befürchtung haben, allein aus dem Tief nicht mehr herauszufinden, kann professionelle Unterstützung sinnvoll sein. Depressive Episoden sind in aller Regel gut behandelbar.
Wie kann die Hilfe konkret aussehen?
Zunächst sollten organische Ursachen durch einen Arzt abgeklärt bzw. ausgeschlossen werden. Ein Arzt bzw. Psychiater kann nach sorgfältiger Abwägung der Vor- und Nachteile Medikamente (Antidepressiva) verschreiben. Hierbei ist wichtig zu wissen, dass es durchschnittlich ein bis drei Wochen dauern kann, bis das Medikament seine Wirkung entfaltet. Entgegen hartnäckiger Vorurteile erzeugen Antidepressive keine Abhängigkeit. Unterstützend empfiehlt sich in vielen Fällen eine psychotherapeutische Begleitung. Diese beginnt mit einem ausführlichen diagnostischen Gespräch, also quasi einer Bestandsaufnahme Ihrer gegenwärtigen Lebenssituation. Danach entscheiden wir gemeinsam, auf welchen Themen der Schwerpunkt der Unterstützung liegen soll. Hierbei schauen wir, welche Methoden am ehesten eine rasche Verbesserung Ihres Befindens ermöglichen können. Bei der Verhaltenstherapie stehen beispielsweise die drei Säulen: Aufbau von positiven Aktivitäten, Veränderung negativer Gedanken und soziale Kontakte im Mittelpunkt. Alle drei Punkte haben erwiesenermaßen einen erheblichen Einfluss auf unsere Stimmung. Auch Elemente anderer Therapieverfahren (z.B. Gesprächstherapie, lösungsorientierte Kurzzeittherapie) und kreative Methoden können hilfreiche Impulse bieten.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von Herzen einen sonnigen November.
Wenn Sie Unterstützung benötigen, zögern Sie nicht, einen Termin mit mir zu vereinbaren. Selbstverständlich stehe ich unter Schweigepflicht.