Mit Ausbruch der Pandemie begann für unsere Kinder auch das Homeschooling mit oft vielen Stunden vor dem Bildschirm. Gleichzeitig waren die sonstigen Freizeitmöglichkeiten (Sportverein, Musikunterricht, Jugendtreffs, etc.) stark eingeschränkt. Was blieb, war der Medienkonsum, oft auch als primäre Kontaktmöglichkeit zu Freunden.
Vielleicht fragen Sie sich, ob die Art und Dauer der Medien-/Handynutzung Ihres Kindes noch in einem normalen Rahmen liegt oder ob ihr Kind eventuell professionelle Unterstützung braucht. Wenn Sie bei einem Gesprächsversuch über dieses Thema bei Ihrem Kind sehr schnell auf Widerstand stoßen, könnten folgende Tipps die Kommunikation erleichtern:
Gesprächstipps
- Zeigen Sie Interesse an den Handyspielen, die ihr Kind spielt. Schauen Sie vielleicht einmal zu. Lassen Sie sich eine paar Grundregeln erklären. Vielleicht lässt Ihr Kind Sie das Spiel auch einmal selbst ausprobieren. Das kann durchaus eine spannende Erfahrung werden, wenn Sie bemerken, wie Ihre Reaktionsgeschwindigkeit im Vergleich zu der Ihres Kindes ist.
- Fragen Sie, was genau Ihr Kind an diesem Spiel so fasziniert. Erklären Sie ggf. den Sinn der FSK Altersfreigabe.
- Fragen Sie, in welchen sozialen Medien Ihr Kind unterwegs ist. Thematisieren Sie in diesem Zusammenhang das Thema Cybermobbing und fragen Ihr Kind nach diesbezüglichen Erfahrungen/Eindrücken. Fragen Sie Ihr Kind auch, wie es das Gesprächsklima im Klassenchat oder anderen Kommunikationskanälen empfindet.
- Lassen Sie Ihr Kind die Zeit schätzen, die es pro Tag am Handy verbringt und dies dann mit der tatsächlich gemessenen Zeit abgleichen. Diese Ergebnisse führen oft zu ersten Einsichten und sind wirksamer als alle Verbote.
- Überlegen Sie mit Ihrem Kind gemeinsam, wie der Medienkonsum künftig gestaltet werden kann, damit es weniger Streit deswegen gibt. Thematisieren Sie dabei nachvollziehbar die Sorgen, die Sie sich diesbezüglich machen. Überlegen Sie Lösungsmöglichkeiten und vereinbaren Sie gemeinsam Regeln (z.B. Handyabgabe über Nacht, begrenzte WLAN-Zeiten, Ausnahmen am Wochenende/in den Ferien, besondere Vereinbarungen für die Fastenzeit)
- Tauschen Sie sich auch mit anderen Eltern aus, um von deren Erfahrungen und Ideen zu profitieren.
Vorbildwirkung und Vorteile digitaler Medien
Wichtig ist, dass Sie das Thema nicht in Form eines Verhörs ansprechen, sondern wirkliches Interesse an der (digitalen) Lebenswelt Ihres Kindes zeigen. Darüber hinaus kann auch die Reflexion ihres eigenen Medienkonsums aufschlussreich sein. Kinder spiegeln sehr schnell, wenn wir ihnen etwas untersagen, woran wir uns selbst nicht halten (z.B. kein Handy während der Mahlzeiten/vor dem Schlafengehen). Wir können hier als Eltern eine Vorbildwirkung haben, die wir nicht unterschätzen sollten.
Neben dem Gefährdungspotenzial sollten wir auch die Vorteile der Nutzung digitaler Medien im Blick haben. Sie dienen als Informationsquelle und zahlreiche Spiele fördern u.a. die visuelle Wahrnehmung, Kreativität, Aufmerksamkeit, Motorik, Reaktionsvermögen und strategisches Denken. Ein wenig beachteter Nebenaspekt von Videospielen ist auch eine Verbesserung der englischen Sprachkenntnisse.
Merkmale problematischen Medienkonsums
Als Anhaltspunkte und zur groben Orientierung zähle ich im Folgenden einige Merkmale auf, die auf eine problematische Mediennutzung hinweisen können:
- Dauerhafte Beschäftigung mit Internet-/Online-Spielen und Social Media, auch mit dem Ziel, negative Emotionen zu lindern
- Gereiztheit, wenn das Gerät nicht zur Verfügung steht
- Verheimlichen der tatsächlichen Mediennutzungsdauer gegenüber Eltern
- Erfolglose Versuche, den Medienkonsum/die Spieldauer zu kontrollieren oder zu begrenzen trotz Wissens um die Folgen
- Vernachlässigung sonstiger Interessen inkl. Sozialkontakte im realen Leben
- Leistungsabfall in der Schule
- Vernachlässigung von regelmäßigem Essen und Körperhygiene.
Wenn sich die Fronten bereits so verhärtet haben, dass ein ruhiges Gespräch schwierig bis unmöglich erscheint, vereinbaren Sie gern einen Termin, sodass wir gemeinsam nach tragfähigen Lösungen suchen können.