Bedürfnisse unserer Kinder – nicht nur zum Kindertag

Am 1. Juni wird in über 145 Staaten der Welt der Internationale Kindertag begangen. Er soll auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder und speziell auf die Kinderrechte aufmerksam machen. Doch was haben unsere Kinder für Bedürfnisse?

 

Bedürfnisse nach der Bedürfnispyramide von Maslow

Der US-amerikanische Psychologe Abraham Maslow entwickelte im Jahre 1943 das Modell der Bedürfnispyramide, um menschliche Bedürfnisse und Motivationen zu beschreiben. Das fünfstufige Modell beginnt mit den grundlegendsten physischen Bedürfnissen, die zum Erhalt des menschlichen Lebens unabdingbar sind, also Luft, Wasser, Nahrung, Schlaf. Wenn diese Grundbedürfnisse befriedigt sind, tauchen neue Bedürfnisse auf, die sogenannten Sicherheitsbedürfnisse. Diese umfassen u.a. Wohnung und Kleidung sowie eine materielle Grundsicherung. Die nächste Stufe beschreibt die sozialen Bedürfnisse. Hierunter fallen Kontakt, Liebe und ein Gefühl von Zugehörigkeit.

Darauf folgen die Individualbedürfnisse, zu denen Maslow u.a. Vertrauen, Anerkennung, Wertschätzung und Erfolg zählt. Diese Bedürfnisse können zum Teil nur von anderen Menschen für uns erfüllt werden. Wenn bis auf diese Stufe alle Bedürfnisse befriedigt sind, kann laut Maslow eine neue Unruhe und Unzufriedenheit im Menschen erwachen. Er will seine Talente, Potenziale und Kreativität entfalten, sich in seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten weiterentwickeln, sein Leben gestalten und ihm einen Sinn geben. Die fünfte Stufe umfasst all diese Dinge und wird mit Selbstverwirklichung umschrieben.

 

Unsere Rolle als Eltern bei der Bedürfniserfüllung unserer Kinder

Wenn wir uns diese Bedürfnisse anschauen, wird schnell klar, in welch hohem Maße wir als Eltern dazu beitragen können, dass unsere Kinder einen guten Entwicklungsweg einschlagen. Neben den lebensnotwendigen Dingen können wir ihnen Sicherheit vermitteln. Dies ist gerade in der heutigen Welt mit all ihren Herausforderungen enorm wichtig. Wir können einen sicheren Hafen bieten, Halt und Orientierung geben. In der Praxis heißt das: wir setzen bewusst Grenzen, um unseren Kindern einen Rahmen zu schaffen, in dem sie sich bewegen und ausprobieren können (z.B. Mediennutzungsdauer). Wir pflegen familiäre Rituale, beispielsweise beim abendlichen Zubettgehen, an Wochenenden oder an bestimmten Feiertagen (Ostern, Weihnachten, Geburtstage, Ferienanfang/-ende), Wir vertreten unsere Werte, besprechen deren Bedeutung für uns mit unseren Kindern und leben diese im Alltag vor (z.B. Umgang mit Suchtmitteln, Gebrauch von Schimpfwörtern, Ordnung).

Auf der Stufe der sozialen Bedürfnisse zeigen wir echtes Interesse an der Lebenswelt unserer Kinder. Wir haben ein offenes Ohr für ihre Fragen, Ängste und Sorgen und sind präsent im Kontakt, d.h. wir suchen gezielt Momente für gute Gespräche ohne (mediale) Ablenkungen. Ein einfühlsames Gespräch ohne Vorwürfe ist insbesondere dann wichtig, wenn wir beobachten, dass sich das Verhalten unseres Kindes verändert hat (z.B. Rückzug, Aggression, Essen, Schlafen, Schulleistungen). Als Eltern sollten wir in so einer Situation das klare Signal senden (und aussprechen!), dass wir für sie da sind, was immer sie auch bedrückt. Wir nehmen auch Anteil an Erfolgen und Misserfolgen und bestärken und ermutigen unsere Kinder. Und nicht zu vergessen: wir sagen ihnen, dass wir sie lieben und was wir besonders an ihnen schätzen oder wofür wir ihnen dankbar sind und worüber wir uns freuen.

Auch auf der Stufe der Individualbedürfnisse können wir unsere Kinder unterstützen. Dies geschieht, indem wir sie fördern und fordern und ihnen ihre Stärken bewusst machen. Selbstwirksamkeit erleben sie nur, wenn wir ihnen zugestehen, eigene Erfahrungen zu machen anstatt ihnen alles abzunehmen, und sie so künstlich in Abhängigkeit zu halten.

 

Praktische Umsetzung im Familienalltag

Natürlich weiß ich aus eigener Erfahrung, dass der Alltag vollgestopft ist mit Verpflichtungen. Beruf, Kinder, Haushalt, Arzttermine, Geburtstage etc. müssen unter einen Hut gebracht werden. Mir ist wichtig, dass bei all diesen Dingen das Wichtigste nicht aus den Augen verloren wird: die besonderen Momente der Liebe und Verbundenheit mit unseren Kindern. Weil genau diese Momente werden sie im Gedächtnis behalten, nicht das perfekt aufgeräumte Haus oder die stets gewaschene/gebügelte Wäsche.

Was also schenken wir unseren Kindern zum Kindertag? Mein klarer Favorit: ZEIT.
Zeit für Gespräche (fragen Sie Ihr Kind doch mal wieder nach seinem/ihrem: besten Freund:in und  was es besonders an ihm/ihr schätzt, welche drei Reiseziele ihr Kind mal besuchen möchte und warum oder nach dem Lieblingsfilm/Computerspiel, Lieblingstier, Lieblingsessen, Lieblingsfarbe, o.ä.). Schauen Sie gemeinsam Fotoalben aus der Kindheit an. Kochen oder backen Sie zusammen oder unternehmen Sie einen Ausflug zum Lieblingsort Ihres Kindes. Und auch hier gilt: Qualität vor Quantität – lieber eine halbe Stunde intensiv im Kontakt als 8 Stunden nebeneinanderher gelebt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen wundervollen Kindertag und erholsame Pfingst(feri)en und stehe gern zur Verfügung, wenn Sie die Bedürfnisse Ihrer Kinder noch besser verstehen und Ideen für die Umsetzung im Familienalltag entwickeln möchten.

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