Viele Menschen nutzen die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr zu einem Jahresrückblick. Sie lassen Revue passieren, was im ausklingenden Jahr gut gelaufen ist und was im kommenden Jahr möglicherweise verändert werden sollte. Voller Motivation werden gute Vorsätze gefasst. Ganz oben auf der Liste der guten Vorsätze stehen häufig mehr Sport, gesündere Ernährung und mehr Zeit für die Familie. Vielleicht möchten Sie auch Ihr Verhalten bei Konflikten verändern. Insbesondere bei Streitigkeiten mit unseren Kindern können wir als Eltern viel dazu beitragen, dass diese nicht eskalieren. Aber eins gleich vornweg: Ein Zusammenleben ohne Konflikte kann es nicht geben. Überall, wo mehrere Personen unter einem Dach leben, gibt es unterschiedliche Bedürfnisse, die Konfliktpotenzial bergen. Wir können Konflikte mit unseren Kindern jedoch so lösen, dass es keine Verlierer gibt. Wir können auf die Androhung und/oder Anwendung von Macht verzichten und trotzdem unsere elterliche Autorität bewahren. Wie kann das gelingen?
Ich-Botschaften statt Du-Botschaften
Nach dem renommierten Elterntraining von Thomas Gordon (Autor des Bestsellers „Familienkonferenz“) ist es wichtig, dass wir uns im Konfliktfall auf konkrete Verhaltensweisen beziehen. Verallgemeinernde Werturteile über unsere Kinder sollten wir vermeiden. Statt einer „Du-Botschaft“ sollten wir unseren Kindern erklären, warum ihr Verhalten für uns ein Problem darstellt. Wir sollten also mit einer „Ich-Botschaft“ kommunizieren. So sollten wir zum Beispiel sagen: „Ich ärgere mich, wenn du deine schmutzige Wäsche nicht in den Wäschekorb wirfst, weil mir das Zusammensuchen zusätzliche Arbeit macht“. Wir sprechen also ein konkretes Verhalten an, erklären die Folge, die dieses Verhalten für uns hat und ergänzen das Gefühl, dass dieses Verhalten in uns auslöst. Auf diese Art und Weise wird unser Kind eher motiviert sein, sein Verhalten zu reflektieren und zu ändern, als wenn wir mit einer Äußerung wie „Du bist so schlampig, das regt mich echt auf.“ seine Selbstachtung angreifen.
Zur Veranschaulichung noch ein paar weitere Beispiele:
„Wenn du deinen Hockeyschläger noch ein einziges Mal in der Küche liegen lässt, zerbreche ich ihn in tausend Stücke.“ — „Es stört mich, wenn du den Hockeyschläger in der Küche liegen lässt, weil ich schon mehrfach fast darüber gestolpert wäre.“
„Mach sofort diese furchtbare Musik leiser, du wohnst nicht alleine hier.“ — „Wenn die Musik so laut ist, kann ich nicht in Ruhe telefonieren und das ärgert mich.“
„Warte nur ab, bis du einmal eigene Kinder hast.“ — „Wenn du so mit mir redest, macht mich das wirklich traurig.“
Anwendung in der Praxis
Bereits sehr jungen Kindern können wir mit dieser Art der Kommunikation verdeutlichen, dass ihr Verhalten Folgen für uns als Eltern hat und sie einen Beitrag zu einem harmonischen Familienleben leisten können. Aber auch für größere Kinder sind Ich-Botschaften laut Thomas Gordon Mittel der Wahl. Gerade in der Pubertät finden umfangreiche Umstrukturierungen im Gehirn statt. Oftmals ist unseren Kindern gar nicht bewusst, was ihr Verhalten für uns bedeutet. Sie vergessen manche Dinge sehr schnell, die eher für uns als für sie wichtig sind. Das ist aber in der Regel nicht mit Böswilligkeit oder bewusster Provokation gleichzusetzen.
Es ist oft hilfreich, vor dem Senden einer Ich-Botschaft eine vorbereitende Bemerkung zu machen, beispielsweise „Ich habe ein Problem, das ich gern mit dir besprechen möchte.“. Auch in der Partnerschaft können Konflikte besser gelöst werden, wenn wir unsere Kritik auf ein konkretes Verhalten beziehen, das uns stört anstatt auf ein generelles Persönlichkeitsmerkmal. Vergleichen Sie doch einmal, wie diese beiden Sätze auf Sie wirken: „Kannst du nicht einmal vorher Bescheid sagen, wenn du später nachhause kommst?! Ich stehe in der Küche und bis du endlich da bist, ist das Essen kalt. Du bist so rücksichtslos.“ — „Es frustriert mich, wenn ich koche und das Essen kalt wird, weil du später nachhause kommst, als vereinbart.“ . Nach welcher Anmerkung wären Sie eher bereit/motiviert, Ihr Verhalten zu ändern?
Es ist oft nicht einfach, eingeschliffene Verhaltensweisen zu verändern. Aber die Mühe lohnt sich. Wenn Konflikte auf kooperative Art und Weise gemeinsam gelöst werden, hat das spürbare positive Auswirkungen auf das Familienklima. In meinem Einsteigerkurs „Gordon-Familientraining“ vermittle ich Ihnen die theoretischen Grundlagen. Durch zahlreiche praktische Übungen kann das Gelernte sofort im Familienalltag ausprobiert und umgesetzt werden. Als Alternative zum Kurs biete ich auch Einzelcoachings an. Hier liegt der Fokus in Theorie und Praxis mehr auf Ihren individuellen Fragestellungen. Kontaktieren Sie mich!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes Gelingen und Durchhaltevermögen bei der Umsetzung Ihrer persönlichen Vorsätze für 2019.