Die meisten Eltern kennen vermutlich den wohlgemeinten Spruch „Das ist nur eine Phase, das geht vorbei.“. Zu gern würden wir glauben, dass sich alle gegenwärtigen Schwierigkeiten im Umgang mit unseren Kindern von alleine, also ohne unser Zutun, in Luft auflösen. Keine Trotzreaktionen mehr, keine Schimpfwörter, kein Chaos im Kinderzimmer, keine allabendliche Diskussion ums Zähneputzen. Stattdessen sorgfältig erledigte Hausaufgaben, regelmäßiges Vokabellernen, freiwillige Hilfe im Haushalt. Doch die Praxis zeigt: so einfach funktioniert das in der Regel nicht. Das Verhalten unserer Kinder löst unweigerlich Reaktionen in uns aus. Diese liegen irgendwo auf dem Spektrum zwischen Freude und Ärger. Entscheidend ist, wie wir mit diesen Gefühlen umgehen. Machen wir unserem Ärger ungefiltert Luft und konfrontieren unser Kind mit vorwurfsvollen Du-Botschaften („Wenn du nicht sofort den Geschirrspüler ausräumst, nehme ich dir dein Handy weg!“)? Dies ist der sichere Weg in die Streitspirale. Oder halten wir kurz inne, gewinnen emotional Abstand von der Situation und formulieren dann, was genau uns stört und warum?
Wirkung von Du-Botschaften
Wozu führen vorwurfsvolle Du-Botschaften? Versetzen Sie sich doch einmal in eine Situation, in der Sie, beispielsweise von Ihrer Führungskraft oder von Ihrem Partner/Ihrer Partnerin kritisiert wurden. Vermutlich sind Sie – so reagieren zumindest die meisten Menschen – reflexartig in die Verteidigungshaltung gegangen, haben sich gerechtfertigt oder sind zum Gegenangriff übergegangen. (Sie: „Du kommst schon wieder so spät nachhause!“ – Er: „Verstehst du nicht, dass ich in meinem Job nicht punkt vier den Stift fallen lassen kann?!“). Wenn wir uns angegriffen fühlen, steigt unsere Erregungskurve, unser Körper schüttet die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin aus, was zu einem Anstieg von Blutdruck, Atem- und Pulsfrequenz führt. In diesem Zustand sind wir nahezu unfähig, kooperativ zu reagieren, weil wir alle Kräfte mobilisieren, unser durch die Kritik angekratztes Selbstwertgefühl wiederherzustellen. Das ist bei unseren Kindern nicht anders. Mit unseren Vorwürfen konfrontiert, können sie schlicht nicht anders, als mit Gegenangriff, Verteidigung oder Flucht zu reagieren. Schnell entsteht eine Streitspirale, bis hin zu gegenseitiger Abwertung, Feindseligkeiten und im schlimmsten Fall Kontaktabbruch.
Ausweg aus der Streitspirale
Was ist die Alternative? Statt einer Du-Botschaft sagen wir unserem Kind mit einer Ich-Botschaft, was sein Verhalten in uns auslöst („Wenn der Geschirrspüler nicht ausgeräumt ist und sich das schmutzige Geschirr auf der Arbeitsfläche stapelt, hab ich keinen Platz zum Kochen und das nervt mich.“). Wir benennen das von uns beobachtete Verhalten des Kindes, ohne eine Bewertung seiner Person vorzunehmen, wir sagen also beispielsweise nicht „Du bist so faul.“. Die Vorteile liegen auf der Hand:
- Unser Kind fühlt sich weniger angegriffen.
- Es versteht, worüber genau wir uns aufregen und nimmt unsere Kritik nicht als „pure Lust am Meckern“ wahr
- Wir belassen die Verantwortung für eine Verhaltensänderung bei unserem Kind und stärken damit sein Selbstwertgefühl und seine Kooperationsbereitschaft
- Wir erhalten und verbessern die familiären Beziehungen und fördern den gegenseitigen Respekt, indem die Bedürfnisse aller Familienmitglieder ernstgenommen werden.
Herausfordernde Phasen und Konflikte gehören zum Familienalltag dazu. Damit die Eltern-Kind-Beziehung keinen dauerhaften Schaden nimmt, empfiehlt es sich, frühzeitig gegenzusteuern. Hier liegt Ihre Verantwortung als Eltern(teil).
Wenn Sie auf diesem Weg raus aus der Streitspirale hin zu einer wertschätzenden Kommunikation Unterstützung brauchen, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Gern schauen wir uns gemeinsam Ihre konkreten Konfliktsituationen an und entwickeln tragfähige, alltagstaugliche Lösungen.