Es gibt unzählige Ratgeber zum Thema Kindererziehung. Und unglaublich viele gutgemeinte Ratschläge von (Schwieger-)Eltern und Freunden. Insbesondere junge Eltern lassen sich durch diese sich vielfach widersprechenden Informationen stark verunsichern. So erlebe ich in meiner Praxis häufig Eltern, die grundsätzlich eine klare Vorstellung haben, wie sie ihre Kinder erziehen möchten. Sie werden aber von ihrem Umfeld mit Vorwürfen konfrontiert, wie beispielsweise „Ihr setzt euch nicht durch.“, „Wenn ihr alles ausdiskutiert, werdet ihr nie fertig.“, „Ihr verwöhnt euer Kind.“ oder „Ihr werdet euch noch umschauen, in ein paar Jahren tanzt euch euer Kind auf der Nase rum, wenn ihr so weitermacht.“.
Kindererziehung früher
In der Tat sind wir selbst in den meisten Fällen anders erzogen wurden, als wir es heute für richtig halten. Es gab ein klares Machtgefälle in der Familie. Und solange „du deine Füße unter meinem Tisch hast“, läuft alles so, wie das Familienoberhaupt es entscheidet. Ohne Diskussion und vor allem ohne Widerrede.
Thomas Gordon – Familientraining
Dann trat Thomas Gordon auf den Plan. Der US-amerikanische Psychologe erkannte in seiner Arbeit mit Kindern und Jugendlichen die große Bedeutung der Kommunikation und der gewaltfreien Konfliktlösung für zwischenmenschliche Beziehungen. Als Autor zahlreicher Bestseller, allem voran „Die Familienkonferenz“ errang er weltweit Anerkennung. Im Laufe der Zeit verinnerlichten immer mehr Eltern die von ihm postulierten Werte in der Eltern-Kind-Beziehung.
Methoden des Gordon-Familientrainings
Gordon geht es bei der Kindererziehung in erster Linie darum, die Bedürfnisse aller Familienmitglieder ernst zu nehmen. Dies trägt entscheidend dazu bei, dass sich alle Familienmitglieder wohlfühlen. Durch die von ihm empfohlene Art der Kommunikation (z.B. Aktives Zuhören und Vermeiden von Kommunikationssperren) kann es Eltern gelingen, eine intensivere Beziehung zu ihren Kindern zu entwickeln. Wenn Eltern ihre Kinder bei der Lösung von Problemen unterstützen, ohne sie zu bevormunden oder ihnen die Lösung ihrer Probleme abzunehmen, stärken sie das Selbstwertgefühl ihrer Kinder enorm. Die Anwendung der Methoden des Gordon-Familientrainings räumt nicht alle Konflikte aus dem Weg – überall, wo Menschen zusammenleben, gibt es zwangsläufig Konflikte. Es ist nur die Frage, wie wir sie lösen.
Machtanwendung oder Machtandrohung mag im frühen Kindesalter noch funktionieren. Spätestens wenn die Kinder älter werden, finden sie ihre Fluchtwege und die Beziehung ist nachhaltig gestört. Schlimmstenfalls werden wir als Eltern durch diese Art der Kindererziehung vollständig aus dem (Er)Leben unserer Kinder ausgeschlossen.
Als Gordon-Familientrainerin gebe ich gern zu, dass es Situationen gibt, in denen Konflikte mit einem „weil ich es sage“ beendet werden, weil mir die Zeit, die Kraft oder einfach die Argumente fehlen, um meine Entscheidung bzw. meinen Willen „Gordon-konform“ zu kommunizieren. Grundsätzlich aber habe ich die Methoden zur Konfliktlösung in meinen Erziehungsalltag fest integriert und erlebe konstruktive, kritische Diskussionen mit meinem Sohn, in denen jeder den anderen ernst nimmt und dessen Sichtweise respektiert, um dann gemeinsam und kompromissbereit zu einer für alle akzeptablen Lösung zu finden.
Mythos Verwöhnen
Noch ein abschließender Satz zum Thema Verwöhnen: Viele Eltern haben Angst, dass sie ihr Kind verwöhnen, wenn sie auf seine Bedürfnisse eingehen. Dies ist unbegründet. Wer in seiner Kindheit spüren darf, dass seine Bedürfnisse wichtig sind und überwiegend erfüllt werden, findet darin eine Ressource für alle weiteren Krisen, die das Leben auch im Erwachsenenalter bereithalten mag.
Wenn Sie sich für das Gordon-Familientraining interessieren, melden Sie sich gern bei mir. Ich biete regelmäßig Kurse und Einzelcoachings an, sowohl als Präsenzveranstaltung als auch online.